Na?! Wer hat ernsthaft erwartet, dass die Hauptverhandlung gestern mit einem Vergleich oder einem Urteil endet? Ich jedenfalls nicht wirklich. Dass der Termin bereits nach 20 Minuten vorbei war, war dann aber doch überraschend.
Die Gegenseite hatte leider noch keine Gelegenheit unsere Klageänderung vom 8. Oktober genau zu lesen und von ihrer Versicherung prüfen zu lassen. Demzufolge konnte sie uns auch kein Angebot machen. Ach was!
Nun haben sie Zeit für die Lektüre und ihre Antwort darauf bis zum 10. Dezember. (Verlängerung ist – gerade zu Coronazeiten – nicht ganz unwahrscheinlich.) Sie können uns also ein Vergleichsangebot machen oder schriftlich Stellung zur Klageänderung (und unseren Forderungen) beziehen, dann wird der Richter „prozessfördernde Maßnahmen einleiten“. Da es gestern (nach Ende unseres Termins) zwischen Anwalt und Richter um Verhandlungstermine in einer anderen Sache Ende März ging, kann man sich ausrechnen, dass wir nicht vor (frühestens) Mai / Juni mit einem neuen Gerichtstermin rechnen müssen. Nun ja.
Positiv ist, dass das Verfahren vom gleichen Richter geleitet wird, der im vorigen Jahr die Anhörung des Sachverständigen durchgeführt hat und damals den netten Satz sagte, dass die Antragsteller unabhängig von der genauen Schadensursache Anspruch auf ein mangelfreies Dach haben. Auch gestern waren mir seine (wenigen) Ausführungen recht sympathisch. Unter anderem meinte er, die Beklagte solle bei ihrer Stellungnahme nicht mit irgendwelchen einfach in den Raum gestellten Verdächtigungen („Der Schaden könnte ja durch Feuerwerkskörper entstanden sein.“) ankommen – er erwarte da schon Substanz. 😉
Jedenfalls waren wir nach 20 Minuten fertig, haben uns dann draußen vor der Tür noch 10 Minuten mit dem Anwalt unterhalten und dann wars das. Ich bin dann mit dem besten Ehemann von allen noch ein bisschen durch die hübsche kleine Großstadt gebummelt (wenn wir schon mal da sind), wir haben noch Mittag gegessen, dann ging es wieder nach Hause.
Kleines Detail am Rande: Der Richter meinte am Ende, als es noch zwei Sätze Smalltalk zu Corona-Einschränkungen und Joggen um fit zu bleiben gab, am Morgen hätte es ja in der großen Großstadt (in deren unmittelbarer Nachbarschaft wir wohnen, die aber zu einem anderen Bundesland gehört) heftig geschüttet. Alle nickten und murmelten Zustimmendes. Mit anderen Worten – auch der Richter kommt offenbar nicht aus dem Ort, in dem die Verhandlung stattfindet (oder dessen Umgebung). Unser Anwalt, Gegenanwalt und beklagte Dachdecker ja ebenfalls nicht. Wir fahren also alle ca. 60-70 km (einfache Strecke) zu einer Verhandlung, obwohl wir hier im Umkreis von ca. 15 km leben.