Atemlos durch die Nacht

… oder auch: Klassentreffen mit unerwartetem Ende 😉

1. Oktober 2022 – gut 5 Jahre sind seit dem letzten Treffen vergangen – Zeit für ein Klassentreffen. Unser 5. seit wir 1987 die Schule verlassen haben.

Da ich ja schon lange nicht mehr in Leipzig wohne und inzwischen auch meine Mutti hier im Norden lebt, hieß es für mich zunächst: Zimmersuche für die Übernachtung. Ich hatte mich aus verschiedenen Gründen erst recht spät gekümmert und stellte fest: Langes Wochenende und ein Bundesliga-Fußballspiel in Leipzig sind eine ungünstige Kombination, wenn man ein bezahlbares Hotelzimmer für eine Nacht sucht. 450 € wollte ich dann doch eher nicht ausgeben. Nachts zurückzufahren schien auch nicht wirklich erstrebenswert, also die Ex-Mitschüler:innen gefragt, ob mir jemand Asyl bieten könne. Ich bekam ein freies Kinderzimmer angeboten, buchte meine Fahrkarten und packte meinen Rucksack mit den Dingen, die man halt so braucht für 1,5 Tage. Er war erstaunlich schwer, aber ich hatte ja nicht vor, damit großartig durch die Gegend zu laufen.

Das Klassentreffen begann mit 10 Leuten am Nachmittag im Garten einer Ex-Mitschülerin (nennen wir sie B. – sie war auch meine Zimmer“wirtin“ für die kommende Nacht) – bei Kaffee, Kuchen und (aufgrund der nasskalten Witterung) Glühwein. Wir hatten Spaß und zogen am frühen Abend in eine Gartenkneipe eines Kleingartenvereins etwa 1,5 km entfernt um. Dort trafen wir weitere Ex-Mitschüler:innen und erstmals seit 35 Jahren auch die Menschen aus der Parallelklasse, die in der Vergangenheit kein einziges Klassentreffen gehabt hatten. Wir waren schließlich etwa 30 Leute (ca. 15 pro Klasse) und hatten einen sehr netten Abend mit sehr viel „Weißt du noch …?“ „Wie hieß eigentlich der Lehrer, der damals …?“ „Und wer ist das eigentlich auf dem Foto hinter A.?“

Gegen Mitternacht wurden wir dann gebeten, allmählich zu bezahlen, gegen 1 verließ ich mit B. und Y. als eine der Letzten das Lokal, wir gingen zurück zu Bs Garten, wo ihr Auto stand, das uns zu ihrer 7,5 km entfernten Wohnung bringen sollte. Y. verabschiedete sich unterwegs und stieg aufs Fahrrad. Wir liefen zum Auto und stellten fest, dass leider das Licht brannte. Das Auto zeigte sich dann auch entsprechend unwillig, als wir versuchten zu starten. Nach ein paar Versuchen gaben wir auf. Und nun? Rufen wir uns eben ein Taxi. Leider nahm in der angerufenen Taxizentrale niemand ab, obwohl B. es ziemlich lange klingeln ließ. Wir liefen zurück zur Hauptstraße, in der Hoffnung, irgendwo ein freies Taxi zu treffen, aber die Straßen waren wie leer gefegt. Es war inzwischen kurz vor 2, ich trug die ganze Zeit meinen relativ schweren Rucksack spazieren und allmählich wollte ich doch mal in ein Bett. Leipzig ist ja nicht so riesig, ich bin in meiner Jugend durchaus nachts mit meinem damaligen Freund von Connewitz nach Leutzsch gelaufen, aber in diesem Moment hatte ich dazu irgendwie nicht die ganz große Lust.

Unterwegs waren uns Mietfahrräder begegnet und ich hatte noch festgestellt, dass die in Leipzig offenbar einfach irgendwo am Straßenrand stehen und nicht – wie hier im Norden – nur an entsprechenden Stationen. B hatte die entsprechende App auf dem Handy und wir fanden Rad Nummer 1 ein paar hundert Meter entfernt, Rad Nummer 2 noch ein Stückchen weiter. Also aufgestiegen und losgeradelt. „Straße oder durch den Clara-Zetkin-Park? Straße ist deutlich weiter…“ Also durch den Park. Ich gebe zu, die ganz dunklen Ecken hätte ich nicht unbedingt gebraucht, ansonsten fand ich die Situation ja schon sehr lustig. Allerdings auch ziemlich anstrengend. Ich fahre ja seit Jahren kaum Fahrrad (höchstens, wenn gerade mal wieder die U-Bahn nicht fährt) und so war ich recht schnell außer Atem. (Hatte ich den schweren Rucksack schon erwähnt?) Irgendwann kamen wir aber in der Südvorstadt an. (Oder gehört die Straße schon zu Connewitz? Ich glaube nicht.) Wir standen vor der Haustür und B. meinte: „Du, ich muss dir übrigens noch was sagen.“ „Schon klar, du wohnst im 5. Stock ohne Aufzug“, antwortete ich. Es war letztlich zwar „nur“ der vierte (dafür Altbau mit entsprechend hohen Etagen), aber ich war dann doch einigermaßen durch, als wir kurz vor 3 endlich in der Wohnung ankamen.

Ein Gedanke zu “Atemlos durch die Nacht

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