Doch keine Superhelden

Gut 3 Jahre haben wir es geschafft, uns nicht mit Corona zu infizieren – trotz schulpflichtiger Tochter, trotz nahezu täglicher Nutzung von Bus und Bahn und (zumindest bei mir) regelmäßiger Arbeit im Büro (der beste Ehemann von allen war ja zwei Jahre fast ausschließlich im Homeoffice und ist auch jetzt nur ca. einen Tag pro Woche im Büro). Da kann man sich ja schon fast für unbesiegbar halten. Leider nur fast. Am zweiten Mai-Wochenende hatten wir Besuch von den Schwiegereltern und passend dazu erzählte Saskia von allen möglichen Zipperlein: Die Nase liefe ständig, womöglich hätte sie Heuschnupfen, eine Klassenkameradin hätte das auch und ließe sich jetzt testen und vielleicht sollte sie sich auch testen lassen. Außerdem war mal wieder alles anstrengend und die Fußgelenke täten weh – da mein Kind leider ein Stubenhocker ist und gern mal jammert, wenn wir ein bisschen länger draußen unterwegs sind, wurde das erstmal als das übliche Gemecker abgetan … Am frühen Samstag Abend (13.5.), als wir im Garten grillten, wirkte sie dann aber wirklich ziemlich erkältet, gewann damit ein Erkältungsbad und eine dicke Bettdecke, um sich gesund zu schlafen und bis spätestens Mitte der Woche wieder fit zu sein. Denn am Mittwoch Mittag wollte Saskia mit der Lebenshilfe zur jährlichen Himmelfahrts-Freizeit fahren, während ich mit dem besten Ehemann von allen einen Kurzurlaub übers verlängerte Wochenende geplant hatte, um auch mal während Saskias Abwesenheit ein bisschen Zeit für uns ohne Alltag zu haben.

Am Sonntag war Saskia etwas verschnupft, wir frühstückten allerdings noch mit allen Großeltern, bevor die Schwiegereltern sich auf den Heimweg machten. Ansonsten lief alles recht normal, meinen leicht kratzenden Hals am Abend ignorierte ich weitgehend. Hatte ich mich wohl bei Saskia angesteckt. Am Montag Morgen ließ sich dann allerdings nichts mehr ignorieren: Ich hatte Halsschmerzen, war heiser und fühlte mich insgesamt sehr matschig. Ins Büro würde ich so mit Sicherheit nicht fahren. Der erste Corona-Test lieferte ein etwas verwirrendes Bild, der zweite war eindeutig positiv. Mist. Ich meldete mich krank, verkroch mich wieder im Bett und verschlief fast den gesamten Tag. Ich fühlte mich fiebrig, das Thermometer zeigte allerdings nur 36,4 °C, ich war wie erschlagen und sehr müüüüde. Die Nacht zum Dienstag war dann richtig doof – nach fast 24 Stunden rumliegen tat mir alles weh, ich konnte nicht schlafen, obwohl ich noch immer sehr müde war. Am Dienstag war dann auch der Test des besten Ehemanns von allen positiv – brauchten wir wenigstens nicht mehr auf mögliche Ansteckung zu achten. Saskia ging es inzwischen – bis auf hartnäckigen Husten – wieder recht gut, ihre Freizeit hatten wir abgesagt. Da sie Ferien hatte, verbrachte sie die Zeit in ihrem Zimmer an Handy und Tablet, ich hatte mich inzwischen aufs Sofa geschleppt und der beste Ehemann von allen bemühte sich heldenhaft um Krankschreibungen für die Erwachsenen, denn arbeitsfähig war niemand von uns. Da unser Hausarzt wegen Renovierung geschlossen hat, die Vertretung am Montag Nachmittag nicht geöffnet hatte und 116117 nicht wirklich hilfreich war, ging es am Dienstag in die nächste Runde – schließlich durften wir unsere Versichertenkarten in den Briefkasten stecken und am Nachmittag mit der Krankschreibung von jemandem ohne Corona wieder abholen lassen. Das übernahm dankenswerterweise eine Freundin.

Den Rest der Woche dümpelten wir hier so vor uns hin. Saskia einigermaßen fit, wir Eltern deutlich in den Seilen hängend. Rückfragen bei meiner Mutti und den Schwiegereltern ergaben, dass wir zumindest niemanden aus der Ü70-Fraktion angesteckt hatten. Immerhin etwas. Unsere Tests blieben sehr deutlich positiv, ich hustete mir fast die Lunge aus dem Hals, hatte Schmerzen und war weiterhin kaum zu irgendetwas zu gebrauchen. Wir lernten den Rewe-Lieferservice kennen, der uns am Samstag Nachmittag mit den wichtigsten Sachen versorgte. Das klappte sehr gut, ich werde es an meine Mutti weiterempfehlen, da sie zwar ganz gern noch selbst einkaufen geht, es ihr aber sehr schwer fällt, die Sachen in die Wohnung zu schleppen.

Anfang der neuen Woche waren die Tests bei Saskia und mir noch immer deutlich positiv, Saskia würde also nicht in die Schule gehen und ich hustete noch immer so sehr, dass selbst Homeoffice zu anstrengend war und so begann eine neue Runde im Spiel „Ich brauche eine Krankschreibung“. Der Hausarzt hatte noch immer geschlossen, die Vetretung, die uns in der vorigen Woche krank geschrieben hatte, war diese Woche nicht zuständig und die diese Woche zuständige Vertretung brauchte nun auch erstmal wieder meine Karte und ich bekam zu hören, wenn ich keine Symptome hätte, könne ich trotz positivem Test ins Büro. Schon lustig – denn in die Praxis sollte ich mit positivem Test nicht kommen. Da ich allerdings eindeutig Symptome hatte, bekam ich schließlich eine Krankschreibung für diese Woche.

Dienstag Abend war Saskias Test dann endlich negativ, so dass sie ab Mittwoch wieder zur Schule gehen konnte, der beste Ehemann von allen verbrachte die Woche im Homeoffice und ich bin die einzige, die immer noch schlaff auf dem Sofa rumhängt und vor sich hin hustet. Mein Test war dann am gestrigen Donnerstag endlich wieder negativ, aber wirklich fit fühle ich mich nicht. Das Husten schlaucht und bringt mich um den Schlaf, ich bekomme hier kaum etwas auf die Reihe und bin sehr gespannt, wie ich nächste Woche im Büro durchhalten soll. Wird auf jeden Fall spannend.

Heute ist Weltblutspendetag

Heute ist Weltblutspendetag. Und die Konserven sind knapp. Für Blut gibt es bisher kein synthetisches Ersatzprodukt. Falls für Operationen oder nach Unfällen keine passende Blutkonserve zur Verfügung steht, kann das lebensbedrohlich werden.

Die Grafik hier stammt von der Webseite des DRK-Blutspendedienstes und zeigt recht deutlich, wie schlimm die Lage bereits ist. Also – geht doch mal (wieder) zur Blutspende, wenn ihr über 18 Jahre und unter 65 (bzw. 73) Jahre alt und gesund seid. Muss auch nicht unbedingt heute sein, die Blutspendeeinrichtungen freuen sich auch an jedem anderen Tag über Spender.

Blutgruppenbarometer

Wenn die Stimmlippen mitwippen …

… dann ist alles in Ordnung. Aber ob sie das tun? Man weiß es nicht so genau.

Heute Vormittag hatten wir einen Termin in der HNO-Ambulanz. Kurz bevor ich mich Saskia losfuhr, rief die Chirurgin an, die Saskia operiert hatte. Ich bekam noch mit, dass die Impedanz nach dem Austausch des VNS immer noch zu hoch gewesen war und deshalb entschieden wurde, auch das Kabel zu tauschen. Da das Entfernen des alten Kabels und dann Verlegen des neuen komplizierter war als die erste OP, bei der man „nur“ alles einbauen muss, könne es sein, dass die Stimmbänder Schaden nehmen. Außerdem sei eventuell auch der Nerv selbst gereizt, weshalb dann während der OP entschieden wurde, den VNS erstmal nicht einzuschalten. Tja. Schade, dass diese Information es nicht bis zu uns schaffte und der Oberarzt den VNS am Abend dann eben doch einschaltete.

All das könnte eine Ursache für Saskias derzeit extrem leise und belegte Stimme sein. Das hatten wir 2012 ja auch und nach einiger Zeit verschwand es von selbst wieder. Es könnte sich aber auch um eine Stimmbandparese durch die Operation handeln und da sei es besser, einmal nachzusehen.

Nun gut, wir fuhren also los, während der beste Ehemann von allen sich weiter mit der Chirurgin unterhielt und fanden nach etwas Suche auf dem riesigen Uni-Gelände auch die HNO-Ambulanz. Ein netter, relativ junger Arzt schaute Saskia in den Hals, was einigermaßen klappte, auch wenn es ihr offenbar (genau wie mir) extrem schwer fällt, die Zunge nicht reflexhaft zurückzuziehen, sobald irgendein Gegenstand in die Mundhöhle eingeführt wird. (Schnelltests mit Rachenabstrich sind für mich ja schon jedes Mal ein besonderes Erlebnis:)

Damit wissen wir nun: Die Stimmlippen sind geöffnet – das ist gut, denn sonst bestünde die Gefahr, zu wenig Luft zu bekommen. Ob sie sich allerdings richtig schließen, wissen wir nicht, denn dazu hätte Saskia irgendetwas sagen müssen. „Hiiii“ oder „Haaaa“ hätten gereicht. Aber selektiver Mutismus ließ grüßen – mein Kind blieb stumm. „Tief ein- und ausatmen“ klappte schließlich ein bisschen und so ist der Arzt der Meinung, zumindest die rechte Seite der Stimmlippen bewege sich, links sei er nicht sicher. Und das Husten beim Trinken sei ungewöhnlich. Hmmm … Er will das an die Kollegen der Phoniatrie weitergeben – wir bekommen also einen neuen Termin. Und vielleicht (so meine geheime Hoffnung) brauchen wir den gar nicht, weil sich bis zu diesem Termin alles wieder normalisiert hat.

Krankenhaus, wir kommen

Nachdem sich an Saskias VNS kein Kabelbruch finden ließ, hat der hiesige Neurologe bei einem Krankenhaus angefragt, ob wir zum VNS-Austausch kommen können. Das war Heiligabend und wir hörten erstmal nichts. Nicht so überraschend, das macht sicher jemand, der in der Weihnachtszeit auch mal frei hat. Aber wir hörten auch nichts zwischen den Feiertagen und nichts in der ersten Januarwoche. Uff. Wir baten also darum, auch im anderen in Frage kommenden Krankenhaus anzufragen und bekamen am gleichen Nahmittag eine Mail mit einer Rückfrage, die ich 10 Minuten später beantwortete und danach … nichts mehr. Doppel-Uff.

Etwas überraschend meldete sich dann plötzlich telefonisch jemand aus dem zuerst angefragten Krankenhaus und nun haben wir einen OP-Termin nächste Woche Donnerstag. 😮 (Aufnahme Mittwoch, Entlassung voraussichtlich Samstag.) Vorher brauchen wir für Saskia und Begleitperson einen aktuellen PCR-Test, das wird noch spannend und eine Einweisung muss ich noch besorgen und dann kann es hoffentlich losgehen.

Huch! Das ging ja fix.

Nachdem neulich die Freigabe der Corona-Impfung auch für Jugendliche unter 16 erfolgte, machte ich mich auf die Suche nach einem Impftermin für Saskia. Ich erfuhr beim Rumtelefonieren, dass unsere Kinderärztin seit Ende März im Ruhestand ist und es (immerhin und zum Glück) eine Nachfolgerin gibt. Die würde auch irgendwann impfen, hat aber noch keinen Impfstoff und die nächsten Wochen erstmal Urlaub. In den Impfzentren sollte es erstmal nach Priorität und mit Ü18 weiter gehen.

Am Donnerstag hörte ich dann im Radio, dass man sich jetzt im Impfzentrum unabhängig von Priorität und Alter anmelden könne und auf eine Warteliste käme. Nach meinen bisherigen Erfahrungen glaubte ich zwar nicht an einen schnellen Termin, aber eintragen kann ich Saskia ja zumindest – und vielleicht bekommt sie ja im Laufe der Sommerferien dann wenigstens die erste Impfung.

Am Samstag Morgen sah ich auf dem Handy eine Mail „Bestätigung Ihres Impftermins“ – ‚Okay,‘ dachte ich, ‚wird wohl die Bestätigung für die Anmeldung sein‘. Es war tatsächlich ein Impftermin am 22.6.2021. Das passte nahezu perfekt, da Saskia wegen Elterngesprächen an diesem Tag schulfrei hatte. Zweiter Termin dann am 27.7. – und mein Kind ist damit vor Beginn des neuen Schuljahrs zweifach geimpft! Wie toll ist das denn?

Saskia hat die Impfung bisher gut vertragen, lediglich „Schmerzen an der Einstichstelle“ hat sie – die ich gern über SafeVac melden würde, aber die App akzeptiert leider keine Impflinge unter 18 Jahren. Tja, so bekommt man keine Daten über Verträglichkeit oder mögliche Nebenwirkungen bei Kindern!

Für mich selbst und den besten Ehemann von allen habe ich die Impf-QR-Codes vorgestern in der Apotheke abgeholt, dann steht dem Urlaub ja jetzt nichts mehr im Wege.

Wenn einer eine Impfung will, dann kann er was erzählen 😉

Nachdem in unsererem Bundesland in den vergangenen 5 Wochen gar keine neuen Impftermine vergeben wurden und nur die Möglichkeit bestand, einen freiwerdenden Termin innerhalb von Sekundenbruchteilen zu buchen, bevor er neu vergeben wird, sollten gestern um 17 Uhr neue Termine freigeschaltet werden. 22.000 Stück. Für 28 Impfzentren. Also wie der Turbo in Sachen Impfung sieht das für mich nicht gerade aus – es soll wohl für eine Woche reichen.

Da ich es in den vergangenen Wochen täglich probiert hatte, kannte ich das Vorgehen: Man trägt Name, Geburtsdatum, Berechtigungsgrund und Mailadresse ein, bekommt dann einen Link geschickt, der 2 Stunden gültig ist und kann dann (sofern verfügbar) einen Termin buchen. Das Registrieren wollte ich sicherheitshalber schon vor 17 Uhr machen – also ging ich um 16:40 Uhr auf die Webseite und bekam dort nur einen ein Timer zu sehen, der die verbleibende Zeit bis 17 Uhr anzeigte und die Anzeige, es ginge um 17 Uhr los, ich bekäme einen zufälligen(!) Platz in der Warteschlange. Ach je.

17 Uhr bekam ich Platz 59-tausendirgendwas – bei 22.000 zu vergebenden Terminen nicht sehr ermutigend, aber „Versuch macht kluch“, also blieb ich in der Warteschlange. Um 17:30 hatte ich mich auf ca. 15.000 vorgearbeitet, um 17:36 Uhr erschien bei ca. Platz 12.300 die Meldung „Leider sind alle Termine bereits vergeben. Ein weiteres Warten im Warteraum ist daher nicht sinnvoll.“ Suuupersache. Wieder mal eine Stunde für nichts. Ich war echt sauer über diese schwachsinnige Vorgehensweise (und die gleichzeitige Ankündigung, ab nächste Woche sei hier auch Gruppe 3 impfberechtigt – wo sie noch nicht mal Gruppe 1 und 2 abgearbeitet haben).

Also erstmal raus an die frische Luft, ein bisschen abreagieren, ein paar Pokémons fangen und halt morgen wieder versuchen. Um 18:07 klingelte mein Handy: „Hier ist das Impfzentrum im Nachbarort*, haben Sie gerade Zeit und wie schnell können Sie hier sein?“ „In etwa 20 Minuten …“ „Na dann flotti karotti!“ Wir rannten also förmlich nach Hause, schnappten uns die Impfausweise und Unterlagen, eilten zum Auto und fuhren in den Nachbarort. Um 18:34 Uhr waren wir am Impfzentrum, um 18:50 Uhr geimpft und um 19:05 Uhr auf dem Heimweg.

Wir haben nun also das gute Biontech-Zeug im Arm, das demnächst ganz in der Nähe produziert werden soll. Vielleicht gibt’s dann ja Werksverkauf 😉


*In diesem Impfzentrum war ich vorige Woche mit meiner Mutti. Die wurde am Montag 80 und hatte sich u.a. eine Corona-Impfung zum Geburtstag geimpft. Den Termin für sie konnte ich Anfang März noch relativ problemlos vereinbaren. Einen Termin für den besten Ehemann von allen und für mich als „enge Kontaktpersonen einer pflegebedürftigen Person, die nicht in einer Einrichtung lebt“ zu vereinbaren, gelang mir jedoch seit über 6 Wochen nicht (trotz täglicher Versuche).

Als ich meine Mutti zum Impfzentrum fuhr, fragte ich deshalb dort, ob sie eigentlich eine Warteliste haben (mein Bundesland bietet so etwas nämlich leider nicht an) und ich dann kommen kann, wenn jemand nicht erscheint und eine Impfdosis übrig ist. Nach kurzer Abwehr: „Sie sind ja noch gar nicht berechtigt.“ und Klärung, dass ich es eben doch bin, wurde ich zu einer sehr netten jungen Frau in ein Büro geschickt, die meinen Namen und die Telefonnummer in den Computer tippte und mir empfahl, es trotzdem weiterhin auf dem offiziellen Weg zu versuchen, denn hier stünden einige vor mir auf der Liste. Das versprach ich und bat sie dann, auch meinen Mann auf die Liste zu setzen.

Das Impfzentztrum selbst ist super organisiert, sowohl die jungen Soldaten im Tarnfleck-Anzug als auch das medizinische Personal ist nett und professionell, die einzige Verzögerung gab es, weil wir für den besten Ehemann von allen nicht alle Unterlagen dabei hatten – ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass wir gleich beide antreten dürfen und vorige Woche nur meine Unterlagen ausgefüllt  und ausgedruckt (in der Hoffnung vielleicht gleich als Begleitperson mit geimpft werden zu können, aber das ist generell nicht möglich und so spontan war unser Drucker gestern Abend auch nicht bereit, die Unterlagen für den Liebsten auszudrucken).

Ein Jahr Pandemie

Vor einem Jahr machten wir eine Woche Urlaub auf Usedom. Wir waren im Hotel, genossen die Zeit und Corona war zwar schon Thema – beispielsweise als Desinfektionsmittelspender am Eingang zum Speisesaal aufgestellt wurden – aber alles erschien weit weg und nicht so dramatisch.

Am 13. März endete unser Urlaub und auf der Heimfahrt hörten wir im Radio, dass einige Bundesländer beschlossen hätten, die Schulen zu schließen. Ob das für Saskias Schule gelten würde, stand erst am Abend fest. Am nächsten Tag kam die Anfrage der Klassenlehrerin, ob ich als Elternvertreterin die Mail-Adressen der Eltern hätte und zur Verfügung stellen könnte. Die Schule durfte sie aus Datenschutzgründen nämlich bis dato nicht speichern. Wir stellten uns auf „erstmal zwei Wochen“ Distanzunterricht ein, aus denen mehrere Monate Distanz- später Wechselunterricht wurden. Es ließ sich für uns ganz gut organisieren, denn der beste Ehemann von allen ging zeitgleich ins Homeoffice. Da ist er bis heute – mit Ausnahme von etwa 6 Tagen, an denen er im vergangenen Jahr mal ins Büro musste.

Ich bin ja bekanntlich systemrelevant und arbeite seit einem Jahr im Wechsel eine Woche im Büro und eine Woche im Homeoffice. Im Sommer / Herbst (zwischen Juni und Oktober) gab es eine Phase, in der meine gesamte Gruppe wieder vor Ort im Büro war, seit November haben wir wieder das Wechselmodell. Das läuft recht gut so und ich bin sehr dafür, dass in geringerem Umfang auch nach Pandemieende beizubehalten.

Anstrengend ist, dass wir uns, wenn wir alle daheim sind, kaum aus dem Weg gehen können. In der Ausweichwohnung gab es ja gar kein Arbeitszimmer, nur unsere beiden Schreibtische mit den PCs, die wir zum Glück mitgenommen hatten und die im Wohnzimmer standen. (Und ich bin froh, dass wir beide technikaffin und deshalb recht gut ausgestattet sind.) Seitdem wir wieder im Haus wohnen, haben wir zwar ein kleines Arbeitszimmer, das war aber nie dafür gedacht, dass zwei Leute gleichzeitig jeden Tag dort arbeiten. Die Schreibtische stehen nebeneinander, unter jedem Schreibtisch steht ein PC, auf jedem Schreibtisch inzwischen zwei Monitore, daneben noch ein Drucker / Scanner und ein schmaler Schrank und damit ist das Zimmer auch rappelvoll. Wenn nun einer der Erwachsenen nahezu den ganzen Arbeitstag ein Headset trägt und auch immer wieder lautstark mit Kollegen diskutiert, ist das für die andere etwas anstrengend.

Immerhin hat Saskia die Möglichkeit, einen großen Teil ihrer (Schul-)Arbeit in ihrem Zimmer zu machen. Das läuft zu einem großen Teil mit Arbeitsblättern, die wir ausdrucken und inzwischen mehrmals pro Woche mit Video-Unterrricht. Damit sie da sinnvoll teilnehmen kann, hat sie inzwischen meinen (von mir kaum noch genutzten) Laptop im Einsatz, der leider nur mit Zoom, nicht aber mit Jitsi klar kommt. Warum auch immer. Da wiederum eine Lehrerin lieber Jitsi als Zoom nutzt, bedeutet das, dass Saskia in „Jitsi-Stunden“ meinen PC nutzt und ich (falls ich an dem Tag ebenfalls von daheim arbeite) an den Dienstlaptop umziehe.

Glücklicherweise haben wir einen recht schnellen und meist auch funktionierenden Internetzugang, so dass auch gleichzeitige Videokonferenzen möglich sind. Ist ja auch nicht selbstverständlich.

Nach zwei Wochen Ferien (von denen wir diesmal eine Woche in der Region mit Ausflügen verbrachten und in der zweiten Woche den Teenie weitgehend sich selbst überließen, während wir Eltern unserem Homeoffice-Hobby nachgingen) hätte ab heute die Möglichkeit bestanden, dass Saskia wieder am Unterricht in der Schule teilnimmt. Bei steigenden Inzidenzwerten und durch Virus-Mutationen schwereren Verläufen gepaart mit „außer Stoßlüften haben wir kein Konzept für Schulen“, haben wir auf das Angebot verzichtet und bleiben (wie bereits seit 16. Dezember) bei Distanzunterricht. Ja, es wäre schön, auch mal wieder etwas Normalität zu haben, aber den aktuellen Lockerungsweg halte ich für einen Irrweg. Sinnvoller wäre meiner Meinung nach zwei – drei Wochen harter Lockdown und dann Lockerungen statt monatelangem Rumgeeier.

Ansonsten verbringen wir viel Zeit zu Hause, gehen jeden Tag mindestens einmal raus, haben unbekannte Ecken unserer Kleinstadt und seit Ende November auch noch „Pokémon go“ für uns entdeckt, sehen unsere Freunde fast nie, was sehr schade ist und versuchen, gesund zu bleiben und so wenig Risiken wie möglich einzugehen und fragen uns gerade, ob wir es wagen sollten, uns eine Ferienwohnung für die Sommerferien zu suchen, oder ob das eine eher Blöde Idee wäre. Freizeiten mit der Lebenshilfe sind zumindest im ersten Halbjahr bereits abgesagt. Tja.