Vor einem Jahr machten wir eine Woche Urlaub auf Usedom. Wir waren im Hotel, genossen die Zeit und Corona war zwar schon Thema – beispielsweise als Desinfektionsmittelspender am Eingang zum Speisesaal aufgestellt wurden – aber alles erschien weit weg und nicht so dramatisch.
Am 13. März endete unser Urlaub und auf der Heimfahrt hörten wir im Radio, dass einige Bundesländer beschlossen hätten, die Schulen zu schließen. Ob das für Saskias Schule gelten würde, stand erst am Abend fest. Am nächsten Tag kam die Anfrage der Klassenlehrerin, ob ich als Elternvertreterin die Mail-Adressen der Eltern hätte und zur Verfügung stellen könnte. Die Schule durfte sie aus Datenschutzgründen nämlich bis dato nicht speichern. Wir stellten uns auf „erstmal zwei Wochen“ Distanzunterricht ein, aus denen mehrere Monate Distanz- später Wechselunterricht wurden. Es ließ sich für uns ganz gut organisieren, denn der beste Ehemann von allen ging zeitgleich ins Homeoffice. Da ist er bis heute – mit Ausnahme von etwa 6 Tagen, an denen er im vergangenen Jahr mal ins Büro musste.
Ich bin ja bekanntlich systemrelevant und arbeite seit einem Jahr im Wechsel eine Woche im Büro und eine Woche im Homeoffice. Im Sommer / Herbst (zwischen Juni und Oktober) gab es eine Phase, in der meine gesamte Gruppe wieder vor Ort im Büro war, seit November haben wir wieder das Wechselmodell. Das läuft recht gut so und ich bin sehr dafür, dass in geringerem Umfang auch nach Pandemieende beizubehalten.
Anstrengend ist, dass wir uns, wenn wir alle daheim sind, kaum aus dem Weg gehen können. In der Ausweichwohnung gab es ja gar kein Arbeitszimmer, nur unsere beiden Schreibtische mit den PCs, die wir zum Glück mitgenommen hatten und die im Wohnzimmer standen. (Und ich bin froh, dass wir beide technikaffin und deshalb recht gut ausgestattet sind.) Seitdem wir wieder im Haus wohnen, haben wir zwar ein kleines Arbeitszimmer, das war aber nie dafür gedacht, dass zwei Leute gleichzeitig jeden Tag dort arbeiten. Die Schreibtische stehen nebeneinander, unter jedem Schreibtisch steht ein PC, auf jedem Schreibtisch inzwischen zwei Monitore, daneben noch ein Drucker / Scanner und ein schmaler Schrank und damit ist das Zimmer auch rappelvoll. Wenn nun einer der Erwachsenen nahezu den ganzen Arbeitstag ein Headset trägt und auch immer wieder lautstark mit Kollegen diskutiert, ist das für die andere etwas anstrengend.
Immerhin hat Saskia die Möglichkeit, einen großen Teil ihrer (Schul-)Arbeit in ihrem Zimmer zu machen. Das läuft zu einem großen Teil mit Arbeitsblättern, die wir ausdrucken und inzwischen mehrmals pro Woche mit Video-Unterrricht. Damit sie da sinnvoll teilnehmen kann, hat sie inzwischen meinen (von mir kaum noch genutzten) Laptop im Einsatz, der leider nur mit Zoom, nicht aber mit Jitsi klar kommt. Warum auch immer. Da wiederum eine Lehrerin lieber Jitsi als Zoom nutzt, bedeutet das, dass Saskia in „Jitsi-Stunden“ meinen PC nutzt und ich (falls ich an dem Tag ebenfalls von daheim arbeite) an den Dienstlaptop umziehe.
Glücklicherweise haben wir einen recht schnellen und meist auch funktionierenden Internetzugang, so dass auch gleichzeitige Videokonferenzen möglich sind. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
Nach zwei Wochen Ferien (von denen wir diesmal eine Woche in der Region mit Ausflügen verbrachten und in der zweiten Woche den Teenie weitgehend sich selbst überließen, während wir Eltern unserem Homeoffice-Hobby nachgingen) hätte ab heute die Möglichkeit bestanden, dass Saskia wieder am Unterricht in der Schule teilnimmt. Bei steigenden Inzidenzwerten und durch Virus-Mutationen schwereren Verläufen gepaart mit „außer Stoßlüften haben wir kein Konzept für Schulen“, haben wir auf das Angebot verzichtet und bleiben (wie bereits seit 16. Dezember) bei Distanzunterricht. Ja, es wäre schön, auch mal wieder etwas Normalität zu haben, aber den aktuellen Lockerungsweg halte ich für einen Irrweg. Sinnvoller wäre meiner Meinung nach zwei – drei Wochen harter Lockdown und dann Lockerungen statt monatelangem Rumgeeier.
Ansonsten verbringen wir viel Zeit zu Hause, gehen jeden Tag mindestens einmal raus, haben unbekannte Ecken unserer Kleinstadt und seit Ende November auch noch „Pokémon go“ für uns entdeckt, sehen unsere Freunde fast nie, was sehr schade ist und versuchen, gesund zu bleiben und so wenig Risiken wie möglich einzugehen und fragen uns gerade, ob wir es wagen sollten, uns eine Ferienwohnung für die Sommerferien zu suchen, oder ob das eine eher Blöde Idee wäre. Freizeiten mit der Lebenshilfe sind zumindest im ersten Halbjahr bereits abgesagt. Tja.