XXX – 3 Kreuze

Anfang Mai hatte das Landgericht endlich ausgerechnet, welche Anwalts- und Gerichtskosten für unseren Dachschaden angemessen seien und wieviel davon jede Seite zu tragen habe: Wir ein Viertel, die Gegenseite drei Viertel plus die vollständigen Gutachterkosten. Etwa zwei Wochen später gab es zwei Überweisungen von der Dachdeckerfirma und ihrer Versicherung und damit ist das Thema Dachschaden nun nach reichlich 4 Jahren(!) endlich abgeschlossen. Halleluja!

Hurra, das Konto ist voll!

Die Gegenseite hat tatsächlich keinen Rückzieher gemacht, sondern uns unser Geld überwiesen. Die reichliche Hälfte stammt von der Versicherung, der Rest von der Firma selbst. Gerichts- und Anwaltskosten sind noch nicht dabei, ich vermute, das wird jetzt berechnet und folgt dann irgendwann im neuen Jahr (hoffentlich ohne Probleme). Immerhin ist unser Konto damit so voll wie seit Jahr(zehnt)en nicht mehr.

Damit ist das Kapitel „Dachschaden“ dann endlich abgeschlossen.

Das Ende?

Nach dem Brief vom gegnerischen Anwalt am Dienstag, der meinen Blutdruck vermutlich auf astronomische Werte steigen ließ, erwartete ich von der Gerichtsverhandlung am Donnerstag nicht allzu viel. Ein Einlenken der Gegenseite war nicht in Sicht, im Brief war wieder einmal der Tenor, es sei alles gar nicht nötig gewesen, die Beweisfotos könnten von sonstwann sein (damit unterstellt er ja nicht nur uns, wir würden lügen, sondern auch dem Sachverständigen, der die Arbeiten begleitete und einen Bericht dazu schrieb), es könne sein, dass das Wasser erst bei oder nach der Öffnung des Daches hineingekommen sei (nein, da war strahlender Sonnenschein und wir haben das Dach nicht zum Spaß geöffnet), die Unterkonstruktion (Holzleisten, die die Gipskartonplatten tragen) sei übertrieben und die Gipskartonplatten wären ja nur nötig, weil wir diesmal statt der Holzfaserdämmung eine Einblasdämmung verwendet hätten (nein, die Gipskartonplatten bilden die Zimmerdecke – völlig unabhängig von der Art der darüber befindlichen Dämmung) und überhaupt sei es nicht nötig gewesen, das komplette Dach zu erneuern, wir hätten aber offenbar einfach ein neues Dach mit einem völlig anderen Aufbau (sprich: Einblas-Zellulosedämmung statt Holzfaserdämmung) gewollt (klar, Dachsanierung mit allem Pipapo alle zwei Jahre ist unser liebstes Hobby).
Meine Güte, ich bekomme schon wieder Puls, wenn ich den Mist hier nur aufschreibe.

Wahrscheinlich würden also Zeugen geladen werden müssen und wir würden uns nach wenigen Minuten auf einen Termin in einem halben Jahr vertagen.

Allerdings war der Richter offenbar ebenfalls vom Rumgejammer der Gegenseite genervt und begann die Sitzung mit dem schönen Satz an den gegnerischen Anwalt: „Ich bin sehr entäuscht.“ Er sei enttäuscht von der kleinlichen Auflistung von Einzelheiten, die doch eigentlich unstrittig seien. Schließlich hätte ja sogar der gerichtliche Gutachter geschrieben, dass das Dach (bzw. die obere Schicht des Daches) komplett geöffnet werden müsse, um nachzusehen, wie weit die Schäden gehen. Gemurmel von der Gegenseite, man hätte dann aber nicht alles erneuern müssen („Aber das Dach war dann weg!“, rief der Richter) und die Randbalken seien gar nicht verfault, sondern nur nass (und schwarz, wie man auf den Fotos sieht). Der Richter meinte dazu, dass auf den Fotos deutlich zu sehen sei, dass die Folie eben nicht wie vereinbart über die Randbohlen ginge, sondern schon vorher ende. Aber nicht überall, antwortete der generische Anwalt. „Ja, soll die Familie das Dach dann stückweise erneuern?“, fragte der Richter und erhielt Zustimmung vom Anwalt. Das sei uns nicht zuzumuten gewesen, antwortete der Richter.

Er hätte uns zu diesem Termin bestellt, damit wir nochmal versuchen könnten, einen Kompromiss zu finden. (‚Och nöö, ich will keinen Vergleich‘, dachte ich – nicht, nachdem uns die Gegenseite Anfang des Jahres schlappe 40% der Hauptforderung angeboten hatte.) Er schlage vor, dass die Beklagten Dreiviertel der Kosten tragen und wir das restliche Viertel. Hmmm … Wir gingen kurz mit unserem Anwalt vor die Tür, um das Angebot zu besprechen und entschieden, es anzunehmen, auch wenn es ganz am unteren Ende des Bereichs liegt, den wir uns als Schmerzgrenze gesetzt hatten. (Vielleicht hätten wir feilschen müssen, dachten wir hinterher – einfach sagen, wir wollen 80% statt 75. Aber vielleicht wäre uns der Richter dann nicht mehr so freundlich gesonnen gewesen.) Immerhin hätte der ganze Quatsch dann endlich ein Ende, wir (hoffentlich bald) einen großen Teil unseres Geldes und müssten nicht fürchten, dass die Firma doch irgendwann insolvent ist und wir gar nichts bekommen.

Wir gingen also wieder in den Gerichtssaal, stimmten dem Vergleich zu, es wurden Details besprochen – wie zum Beispiel, dass auch die Anwalts- und Gerichtskosten entsprechend geteilt würden, dass die Gegenseite aber die Gutachterkosten aus dem selbstständigen Beweisverfahren vollständig übernehmen muss (das waren immerhin knapp 5000 €) und dass die Gegenseite jetzt 3 Wochen Zeit hat, das mit ihrer Versicherung zu klären … oder gegebenenfalls vom Vergleich zurück zu treten. Das bedeutet: Wir wissen Mitte Dezember, ob der Vergleich bestehen bleibt und bekommen (hoffentlich) zum Jahreswechsel unser Geld – oder es geht Mitte Januar in die nächste Runde.

Der Richter diktierte nebenbei alles in sein kleines Diktiergerät, spielte uns am Ende alles ncohmal vor, alle nickten zustimmend und nach 20 Minuten war die Sitzung beendet.

Übergeben …

… haben wir gestern endlich Wohnung und Schlüssel. Nachdem wir ja Ende Juli ausgezogen sind, endet unser Mietvertrag nun tatsächlich zum 31.12.2020 – wir sparen also immerhin eine ganze Monatsmiete, denn der Vertrag war ursprünglich bis 31.01.2021 befristet. Eher war angeblich kein Nachmieter zu finden, der der Vermieterin genehm ist, sagt der Makler. Damit es uns mit der vielen gesparten Miete aber nicht zu gut geht, dürfen wir eine Monats(kalt)miete Provision an den Makler zahlen. Summasummarum sparen wir also immerhin die Nebenkosten für Januar und können das Thema abhaken.

…. könnte ich mich, wenn ich lese, was der gegnerische Anwalt schon wieder für einen Mist schreibt. Nein, nach friedlicher Einigung klingt das nach wie vor nicht. Der Blödsinn, den er behauptet, wird auch mit der x-ten Wiederholung nicht wahrer, inzwischen nervt es nur noch. Neu ist die Behauptung, wir hätten eine „Luxussanierung“ durchgeführt, das wäre alles ohnehin nicht und schon gar nicht in diesem Umfang nötig gewesen und überhaupt sei ja vorher alles alt gewesen und wir müssten bei Renovierungskosten „alt gegen neu“ rechnen. Dumm für ihn, dass das Schlafzimmer und die Bäder kurz vor dem Dachschaden komplett renoviert wurden. Also nix mit alt gegen neu. Haben wir auch alles schon dargelegt. Ändert nichts. Dringt nicht zu ihm durch. Der Mann macht mich echt sauer. Soll sich gehackt legen.

Ärgernisse und nette Gesten

Vorige Woche erhielten wir ein weitergeleitetes Schreiben vom gegnerischen Anwalt, in dem Verlängerung der Frist zur Stellungnahme auf unsere Klageänderung beantragt wird und ein Schreiben vom Gericht, das dieser Verlängerung bis zum 28.12.2020 zustimmt. Das kam nicht überraschend, deshalb hat es mich auch kaum geärgert.

Deutlich mehr ärgerte mich die Rechnung vom Makler, den wir beauftragen mussten, um die Chance zu haben, früher aus unserem eigentlich mindestens bis Ende Januar 2021 laufenden Mietvertrag heraus zu kommen. Ende Juli sind wir aus der Wohnung ausgezogen, seitdem hat der Makler einen Schlüssel, kann also Besichtigungen unabhängig von uns durchführen. Allerdings hatten wir nicht den Eindruck, dass da viel passiert. Nun hat er Nachmieter gefunden – zum 1. Februar 2021. Uns dann trotzdem eine Rechnung zu schicken, obwohl er den Auftrag (wir wollten den Vertrag vorzeitig beenden) ja nicht erfüllt hat, fand ich doch frech. Auf Nachfrage per Mail hieß es dann, der neue Mietvertrag würde doch „schon“ zum 1. Januar 2021 abgeschlossen und damit sei der Auftrag ja dann erfüllt. Vorher sei es nicht möglich gewesen, die Wohnung zu vermieten. Wenn ich von den vielen Anfragen ausgehe, die ich über ebay-Kleinanzeigen bekommen habe, als ich dort eine Anzeige „Nachmieter gesucht“ eingestellt habe, kann ich das nicht so richtig glauben. Aber beweisen kann ich es natürlich nicht. Ich habe alle Interessenten an das Maklerbüro verwiesen, wenn aber die Vermieterin diese potentiellen Mieter nicht will, bringt das alles nichts.

Nun müssen wir noch ein paar Farbeimer, ein Regal im Abstellraum, Rollos, eine Lampe im Bad und ein Wandtattoo aus der Wohnung entfernen (leider wollen die Nachmieter nichts davon übernehmen) und dann zusehen, dass wir die Schlüssel übergeben können.

Unerwarteter Herrenbesuch stand heute Vormittag hier vor der Tür. Ich war überrascht, als es klingelte, denn um die Zeit kommt sonst höchstens der Postbote und Pakete erwartete ich nicht. Es war auch nicht die Post, sondern einer der Dachdecker mit Sekt und einem großen verpackten Päckchen. Es ist leicht und der beste Ehemann von allen tippt auf einen Kalender. Und ich frage mich, ob es dann Fotos von Dachdeckern im Stil der Australian Firefighters gibt 😉 Weihnachten werden wir es erfahren. Unabhängig vom Inhalt freue ich mich über die nette Geste und werde diese Firma gern weiter empfehlen. Und den Silvester-Sekt zum Anstoßen haben wir damit auch direkt – normalerweise bekommen wir den sonst ja immer von der Autowerkstatt, aber dieses Jahr waren die Rechnungen dort nicht hoch genug dafür. 😉

Vertagt

Na?! Wer hat ernsthaft erwartet, dass die Hauptverhandlung gestern mit einem Vergleich oder einem Urteil endet? Ich jedenfalls nicht wirklich. Dass der Termin bereits nach 20 Minuten vorbei war, war dann aber doch überraschend.

Die Gegenseite hatte leider noch keine Gelegenheit unsere Klageänderung vom 8. Oktober genau zu lesen und von ihrer Versicherung prüfen zu lassen. Demzufolge konnte sie uns auch kein Angebot machen. Ach was!

Nun haben sie Zeit für die Lektüre und ihre Antwort darauf bis zum 10. Dezember. (Verlängerung ist – gerade zu Coronazeiten – nicht ganz unwahrscheinlich.) Sie können uns also ein Vergleichsangebot machen oder schriftlich Stellung zur Klageänderung (und unseren Forderungen) beziehen, dann wird der Richter „prozessfördernde Maßnahmen einleiten“. Da es gestern (nach Ende unseres Termins) zwischen Anwalt und Richter um Verhandlungstermine in einer anderen Sache Ende März ging, kann man sich ausrechnen, dass wir nicht vor (frühestens) Mai / Juni mit einem neuen Gerichtstermin rechnen müssen. Nun ja.

Positiv ist, dass das Verfahren vom gleichen Richter geleitet wird, der im vorigen Jahr die Anhörung des Sachverständigen durchgeführt hat und damals den netten Satz sagte, dass die Antragsteller unabhängig von der genauen Schadensursache Anspruch auf ein mangelfreies Dach haben. Auch gestern waren mir seine (wenigen) Ausführungen recht sympathisch. Unter anderem meinte er, die Beklagte solle bei ihrer Stellungnahme nicht mit irgendwelchen einfach in den Raum gestellten Verdächtigungen („Der Schaden könnte ja durch Feuerwerkskörper entstanden sein.“) ankommen – er erwarte da schon Substanz. 😉

Jedenfalls waren wir nach 20 Minuten fertig, haben uns dann draußen vor der Tür noch 10 Minuten mit dem Anwalt unterhalten und dann wars das. Ich bin dann mit dem besten Ehemann von allen noch ein bisschen durch die hübsche kleine Großstadt gebummelt (wenn wir schon mal da sind), wir haben noch Mittag gegessen, dann ging es wieder nach Hause.

Kleines Detail am Rande: Der Richter meinte am Ende, als es noch zwei Sätze Smalltalk zu Corona-Einschränkungen und Joggen um fit zu bleiben gab, am Morgen hätte es ja in der großen Großstadt (in deren unmittelbarer Nachbarschaft wir wohnen, die aber zu einem anderen Bundesland gehört) heftig geschüttet. Alle nickten und murmelten Zustimmendes. Mit anderen Worten – auch der Richter kommt offenbar nicht aus dem Ort, in dem die Verhandlung stattfindet (oder dessen Umgebung). Unser Anwalt, Gegenanwalt und beklagte Dachdecker ja ebenfalls nicht. Wir fahren also alle ca. 60-70 km (einfache Strecke) zu einer Verhandlung, obwohl wir hier im Umkreis von ca. 15 km leben.