Abseits der Therapie – Teil 2

Nachdem wir am Samstag den Christoffelpark besucht hatten, machten wir uns am Sonntag gleich nochmal auf den Weg in den Nordwesten – direkt neben dem Christoffelpark liegt der Shete Boka Nationalpark. „Shete“ bedeutet offensichtlich „sieben“, was „Boka“ genau bedeutet, habe ich leider noch nicht herausgefunden – meine Vermutung geht in Richtung „Bucht“, aber da es ja sieben sein sollen, passt das nicht so recht.

Boka Tabla

Boka Tabla

Boka Tabla

Es gibt hier 4 große Buchten – sehr unterschiedlich, aber alle sehr eindrucksvoll. Man kann die Strecken zwischen den einzelnen Buchten laufen – wir sind vom Parkplatz zu Boka Tabla, dann weiter zu Boka Wandomi und von dort wieder zum Parkplatz gelaufen und ich muss sagen: Es war eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Beim Rest der Runde sind wir daher wieder mit dem Auto vorgefahren und nur die jeweils letzten paar hundert Meter gelaufen.

Wanderweg

Wanderweg

Alle dieser Buchten haben ihren eigenen Reiz, am eindrucksvollsten war für mich Boka Pistol. An einer sehr schmalen Stelle im Gestein kommt sehr viel Meereswasser an, man sieht den Wasserspiegel allmählich ansteigen, bis eine Welle das Fass buchstäblich zum Überlaufen und regelrecht „Explodieren“ bringt. Wow! Die entstehende Fontäne ist sehr sehenswert.

Boka Pistol - hier mal ganz unspektakulär

Auf dem Video bekommt man einen kleinen Eindruck, wie es dort wirklich zugeht.

Bei den anderen Buchten spritzt das Wasser nicht ganz so hoch (war jedenfalls mein Eindruck), dafür entstehen aber vorübergehend unzählige winzige Wasserfälle auf dem Gestein. Boka Wandomi bietet außerdem noch eine natürliche Brücke – unter dem Gestein hat sich das Wasser seinen Weg gegraben. Bei Boka Kalki gibt es einen relativ breiten Strand mit unzähligen kleinen Einsiedlerkrebsen, die winzige Schneckenhäuser oder Muscheln in verschiedensten Farben und Formen durch die Gegend schleppen.

Bunte Schneckenhäuser

Der Weg zu dieser Bucht führt durch einen Wald aus Manchinelbäumen – sehr schön wild verknotet gewachsen. Es sieht aus wie ein Zauberwald, die Bäume und Früchte sind allerdings sehr giftig.

Zauberwald - aber leider giftig

Schaukel

Warnschild

Auf dem Heimweg von „Shete Boka“ haben wir noch einen kleinen Abstecher ins Flamingo-Gebiet gemacht. Es waren allerdings nur vereinzelte Vögel zu Hause.

Flamingos

Nicht ganz so weit entfernt von unserem Hotel, im Norden der Insel direkt gegenüber vom Flughafen, befinden sich die Hato Caves. Dorthin führte uns ein Vormittagsausflug innerhalb der Woche. Es sind Tropfsteinhöhlen, in denen unter anderem Fledermäuse leben. Direkt nebenan gibt es noch einen „Indianerpfad“ mit diversen Pflanzen, Tieren und Höhlenzeichnungen. Sieht man den Piratenkopf auf dem Foto?

Pirat in den Hato Caves

Direkt vor der Haustür gibt es eine Bucht mit sehr schönem Strand, gerüchteweise allerdings auch mit einer sehr eindrucksvollen Unterwasserwelt. Es fahren Boote, die Taucher dorthin bringen, man kann aber auch ein paar hundert Meter schwimmen und kommt auch an die richtigen Stellen. Das Wasser hier ist derart salzig, dass es sehr gut trägt und man selbst als schlechter Schwimmer wenig Mühe hat, sich über Wasser zu halten. Beim ersten Versuch zu schnorcheln (Taucherbrille, Schnorchel und Flossen kann man kostenlos an der Rezeption leihen), habe ich falsch ausgeatmet und mir eine nette Nasenspülung mit Salzwasser verpasst. Örgs. Später klappte es ganz gut, wir kamen allerdings nicht dazu, mal zu den wirklich interessanten Stellen zu schwimmen. Müssen wir wohl doch nochmal wiederkommen 😉

Momo II

Am Donnerstag kam der Kollege unseres Rehatechnikers vorbei und brachte Momo II. Na, wer findet die Unterschiede zum ersten Modell?

Saskia mit Momo II

Es gibt einige: Kein Motor, andere Pedalen (die für Saskia ungeeignet sind, wie wir schon festgestellt haben), anderer (viel zu breiter) Sattel, keine Rückenstütze … Der entscheidende Unterschied ist aber natürlich die Anordnung der Hinterräder. Statt eines großen Rades und zwei Stützrädern gibt es hier nun zwei große Räder und ein Körbchen dazwischen. So hat der Teddy auch noch ausreichend Platz und kann bequem sitzen.

Wir haben eine kleine Mini-„Radtour“ gemacht – der beste Ehemann von allen und ich zu Fuß, Saskia auf dem Rad einmal 2 km durchs Neubaugebiet zu Freunden zum Grillen und wieder zurück. Fahren kann Saskia auch mit diesem Rad und unfreiwillig schneller als geplant „absteigen“ leider auch (bis sie heiratet, ist der Ellenbogen wieder verheilt 😉 ). Das Rad ist in dieser Form hinten ca. 3 cm breiter als das andere – das macht den Kohl dann auch nicht mehr fett. Unhandlich sind letztlich beide Modelle, wenn man sie schieben oder verstauen muss.

Vielleicht haben wir morgen nochmal Gelegenheit zur Testfahrt, bevor es am Dienstag Morgen wieder abgeholt wird. Dann müssen wir uns entscheiden. Der beste Ehemann von allen ist für Momo I, Saskia meinte gestern, das aktuelle Rad gefiele ihr besser – und ich bin noch unentschlossen.

Momo ist da

Darf ich vorstellen: Das ist Momo.

Momo

Momo ist ein Therapierad der Firma Schuchmann und wohnt seit heute Nachmittag für eine Woche bei uns. In der aktuellen Testversion ist es ganz schön schwer und hat neben der 3-Gang-Schaltung beispielsweise auch einen Motor, der beim Treten unterstützen kann. Also, dass Saskia mit Motorunterstützung fährt, sehe ich noch nicht wirklich, aber deshalb testen wir ja.

Ich hatte bei dem Projekt „Fahrrad für Saskia“ ja eher an ein Dreirad wie dieses oder dieses gedacht, aber der Rehatechniker hatte da offenbar andere Vorstellungen. Ich bin noch ein wenig skeptisch, auch weil das Rad (zumindest ohne Kind) ganz schön groß wirkt.

Ich finde aber, Saskia macht das schon recht gut. Wenn wir nun noch „Nach-vorn-gucken“, „Treten“ und „Lenken“ etwas zuverlässiger kombinieren könnten …

Antidepressivum

Nein, ich nehme keine bunten Pillen. „Mein Antidepressivum“ heißt die neue Tour der Wise Guys.

Wise Guys

Ich war dort und kann es nur empfehlen. Es gibt etliche neue Lieder (und leider noch keine neue CD). Einige sind eher besinnlich, einige reichlich schräg (Wie kommt man auf so etwas wie „Sägewerk in Bad Segeberg“ oder „Der Bär groovt“?), aber alle hörenswert. Wir hatten Spaß, haben uns die Hände wund geklatscht und heiser gesungen. Und ich habe mal wieder einen Ohrwurm mit nach Hause genommen. Die „Powerfrau“ ist zwar schon mindestens 10 Jahre alt, aber immer wieder hörenswert.

Andrea als neuer Bass hat eine tolle Stimme und auch wenn ich erst skeptisch war, wie das mit einem Italiener in einer deutschen A-Cappella-Gruppe funktionieren soll, muss ich jetzt sagen: Doch, passt gut.

Kindergeburtstag – oder so

Ticker

Kindergeburtstag feiern ist mit Saskia ja nicht immer einfach. In der Vergangenheit lag das zu einem großen Teil an der gesundheitlichen Situation, derzeit eher an anderen Dingen: Als Saskia noch in den Kindergarten ging, war es relativ klar, mit wem wir feiern – doch diese Kontakte sind mit Beginn der Schulzeit komplett eingeschlafen. Zu Saskias fünf Mitschülern haben wir keinerlei Kontakte und hier im Ort inzwischen auch kaum noch. Im vergangenen Jahr fiel Saskias Geburtstag auf einen Sonntag und wir nutzten die Gelegenheit, mit Saskias langjähriger Freundin und deren Familie unseren Lieblings-Wildpark zu besuchen. Das hat Spaß gemacht, wir waren den ganzen Tag unterwegs und anschließend noch gemütlich essen.

Dieses Jahr fiel der Geburtstag auf einen Montag. Das war nicht nur der langerwartete erste Verkauftag für Lebkuchen, Spekulatius & Co. 😉

Lebkuchen

sondern auch der Tag, an dem der Elternabend an Saskias Schule statt fand. Wenn Saskia also um 16:30 Uhr nach Hause kommt und die Eltern um 19 Uhr zur Schule aufbrechen, fällt die Feier zumindest an diesem Tag aus. Es gab Geschenke am Morgen …

Geschenke

Geschenke

… und auch am Nachmittag noch ein paar von den Nachbarn und Saskias Abend-Betreuerin. Und es gab einen normalen Schultag für Saskia mit diesem Stundenplan

Schultag

Die Geburtstagsfeier holten wir dann am Samstag nach – gemeinsam mit meiner Mutti, Saskias Freundin und deren Mutter ging es zunächst ins Planetarium ins „Sternenmusical – Der kleine Tag“.

Planetarium

Nach der Erfahrung im vorigen Jahr mit der Kindergartengruppe hatte ich die Hoffnung, dass Saskia das durchhält und auch ein bisschen Spaß dabei hat. OK, das Programm diesmal war 75 Minuten lang (das vor einem Jahr dauerte nur 50 Minuten) und da Saskia ja nach wie vor nicht fern sieht, noch nie im Kino war und gern mal unruhig wird, wenn ihr irgendetwas zu lang wird, blieb ein gewisses Restrisiko. Und auch bei Saskias (ebenfalls behinderter) Freundin war ich nicht sicher, wie gut es klappen würde.

Es gab eine kurze Einführung, bei der es um ganz besondere Tage ging und sich heraus stellte, dass drei der anwesenden Kinder in der vergangenen Woche Geburtstag hatten. Dann ging es los und Saskia war kaum auf ihrem Sitz zu halten. Immer wieder stand sie auf, sah nach oben – hierhin – dorthin – zeigte uns die Bilder und hatte ganz offentlich viel Spaß. Am Ende des eigentlichen Programms gab es noch eine Zugabe für die Geburtstagskinder mit einer virtuellen Geburtstagstorte mit Raketenantrieb und Lasershow.  (Einen kleinen Ausschnitt davon gibt es hier:)

Zu Hause im Garten wurde dann bei ca. 30°C und Sonnenschein mit weiteren Gästen Kuchen gegessen, gespielt und schließlich gegrillt und damit war der Geburtstag dann auch schon wieder vorbei. Und wenn ich das heutige Wetter (grau, Nieselregen und ca. 15°C) so ansehe, scheint auch der Sommer vorbei zu sein.

Gleichgewicht

Früher saß Saskia in einer Babyschaukel, hatte Spaß am Schaukeln und konnte nicht rausfallen. Irgendwann war sie zu groß dafür, konnte sich aber auf einer normalen Brettschaukel nicht halten. Also blieb nur die Nestschaukel im Kindergarten. Für Zuhause kaufte ich irgendwann eine IKEA-Schaukel, die etwas mehr Sitz- oder Liegefläche bietet. Allerdings ist das doch eine ziemlich wackelige Angelegenheit, wenn man sich nicht ausbalancieren kann – wenn wir Saskia nicht genau in die Mitte legten, rollte sie sehr schnell runter. Und obwohl die Schaukel nicht sehr hoch über dem Boden hängt (das Rausfallen also nicht schmerzhaft ist), verlor Saskia dabei recht schnell die Lust.

Heute hatte sie allerdings viel Spaß am Schaukeln … und das Gleichgewicht war kein Problem:

Gleichgewicht

Und ein bisschen hausgemachte Ergotherapie gab es gleich noch gratis dazu. 🙂