Ein seltener Tag der seltenen Erkrankungen

Logo Tag der seltenen Erkrankungen

Der 29. Februar ist der Tag der seltenen (chronischen) Erkrankungen – auch bekannt als #RareDiseaseDay. Krankheiten, die so selten auftreten, dass kein Arzt sie so richtig auf dem Plan hat, dass keine Pharmafirma an Medikamenten forscht und es wenig Beratung gibt, weil niemand so richtig weiß, was die Zukunft so bringt.

Epilepsie gehört zunächst nicht zu den seltenen Erkrankungen, sie ist – gerade im Kindesalter – neben Diabetes eine der häufigsten chronischen  Krankheiten. Wenn man allerdings nicht nur über Epilepsie allgemein spricht, sondern etwas ins Detail geht, dann gehört Saskia mit ihrer speziellen Form doch wieder dazu. Zu den Betroffenen, deren Ärzte und Angehörige bei der Suche nach der passenden Behandlung fast verzweifeln, weil keiner weiß, was hilft. Wir haben diverse Diagnosen in den zahlreichen Arztbriefen stehen, von denen wir inzwischen wissen, dass sie falsch waren. Wir wissen von einer genetischen Abweichung, von der vermutet wird, dass sie mit Saskias Epilepsie in Verbindung steht und dass es eine Handvoll Menschen in Deutschland gibt, bei denen diese Abweichung ebenfalls diagnostiziert wurde.

Wie Saskias Zukunft aussieht, wissen wir noch viel weniger, als andere Eltern. Sie wird im Sommer die Schule ohne anerkannten Abschluss verlassen, die Psychologin der Arbeitsagentur, die den berufspsychologischen Test mit Saskia durchführte, hält eine theoriereduzierte Ausbildung für möglich. Das macht Hoffnung, dass mehr als die Arbeit in einer Werkstatt möglich sein wird. Wir werden sehen. Wir kämpfen mit immer wieder neuen kleineren und größeren Baustellen – nächtliche Anfälle, die dem Neurologen mehr Sorgen machen als uns, dem Mutismus, der uns allen zu schaffen macht, der mangelnden Selbstständigkeit und einigem mehr, das hier zu weit führen würde. Was davon ist krankheitsbedingt, was anerzogen? Wieviel Lernen ist möglich, ohne sie zu überfordern, aber auch ohne Chancen zu vergeben? Fragen, die uns niemand beantworten kann – auch das gehört zum Leben mit seltenen Erkrankungen.

Wer mehr zu seltenen Erkrankungen erfahren möchte, findet bei ACHSE (=Allianz chronischer seltener Erkrankungen) Informationen. Insgesamt gibt es 300 Millionen Menschen weltweit, die an einer seltenen Erkrankung leiden.

Komplizierter Kram

Vor 4 Wochen war ich mit Saskia letztmalig beim Kinderneurologen. Neben der üblichen EEG- (war schon mal besser, aber ist ganz okay) und VNS-Kontrolle (alles wie gehabt) beschlossen wir, wegen der gelegentlichen nächtlichen Anfälle, die Dosis eines Medikaments von 6 auf 8 mg zu erhöhen. Da wir noch fast eine komplette 98er Packung der 6 mg-Tabletten zu Hause haben, wurden 2 mg als Ergänzung verschrieben. Diese gibt es aber maximal in 28er Packungen, die gerade nicht gut lieferbar sind. Die Apotheke besorgte sie irgendwie und eben war ich unterwegs, um Nachschub zu besorgen:

Die neue Hausärztin hatte den Arztbrief vom Neurologen vor sich, aber ihre Software gab eine Warnung aus, dass das Medikament nur bei bestimmten Epilepsie-Formen verschrieben werden dürfe. Leider stimmte der Diagnose-Schlüssel auf dem Neurologen-Brief nicht mit den erlaubten überein. Und das, wo Saskia im Laufe der Jahre so ziemlich sämtliche  G 40.x-Diagnosen in den Unterlagen stehen hatte. Nun gut, am Ende wurde es dann wieder G 40.3 – die Software war zufrieden und so ließ sich dann das Medikament verschreiben. Und da es ja wieder nur eine 28er Packung war, wagte die Ärztin einen ganz verwegenen Trick und rezeptierte per e-Rezept gleich zwei weitere Packungen, die ich dann in vier bzw. acht Wochen in der Apotheke abholen kann. Wow! Das ist die Zukunft. Genial!

Na ja … wenn das Medikament denn auch lieferbar wäre. Das ist es wieder mal nicht über den üblichen Lieferanten, aber hoffentlich direkt vom Hersteller, dauert dann aber ein paar Tage. Das ist jetzt auch bestellt, da die Rezepte für März und April zwar zur großen Begeisterung der Apothekerin („Das hab ich ja noch nie gesehen, das muss ich mal meinen Mitarbeiterinnen zeigen …“) sichtbar aber noch nicht aufrufbar waren, konnten die anderen Packungen nicht direkt mitbestellt werden. Das bedeutet, ich kann das Medikament dann auch erst bestellen (lassen), wenn das nächste Rezept fällig ist … und da wir zwei Tage später in den Urlaub wollen, wird das noch spannend, wie wir das geregelt bekommen.

Jahresrückblick 2023

Schon wieder ein Jahr rum. Rückblickzeit. Mein Jahresrückblick auf das Jahr 2023.

Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?

Uff. Ich hatte ja gehofft, es wird besser, aber auch 2023 war einfach nur anstrengend.

Immerhin musste dieses Jahr keiner von uns oder Eltern / Schwiegereltern ins Krankenhaus. Das ist eindeutig ein Lichtblick. Trotzdem mache ich mir um meine Mutti inzwischen wirklich Sorgen.

Meiner Psyche tut das alles nicht gut. Das Gefühl, in Bürokratie und Papierkram zu ertrinken, nicht zu wissen, wie es mit Saskia weiter geht und die Sorge, dass meine Mutti irgendwann nicht mehr eigenständig in ihrer Wohnung leben kann, weil sie die Treppe nicht mehr schafft, ist belastend. Ich schlafe noch immer zu wenig und war in der Vorweihnachtszeit so durch, dass irgendwie gar nichts mehr ging: Keine Weihnachtsstimmung, nur minimale Deko, keine Plätzchen und auch kein Fotokalender fürs neue Jahr.

Saskia und die Schule ist so eine Wundertüte: Wir hören (entgegen großer Ankündigungen vor Schuljahresbeginn) relativ wenig. Nachdem es im letzten Schuljahr hieß, an ESA sei eher nicht zu denken, hat sie zwischenzeitlich plötzlich immer wieder recht gute Noten und ich glaube ja nach wie vor, dass sie nicht dumm, aber leider unmotiviert ist und ihr der richtige Zugang zum Lernen fehlt. Es bleibt kompliziert.

Es stehen im neuen Jahr Termine bei der Reha-Abteilung der Arbeitsagentur an, allerdings fehlt da vorher noch der berufspsychologische Test. Der Termin wurde sehr kurzfristig (knapp 2 Stunden vor Beginn) abgesagt und nun müssen wir erstmal herausfinden, wann und wie es weiter geht.

Insgesamt gebe ich dem Jahr eine 6.

Zugenommen oder abgenommen?

Zugenommen.  Ich bin immer schon Stress-Esser. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Haare länger oder kürzer?

Wahrscheinlich länger.  Keine Ahnung – war ewig nicht beim Friseur, es wächst alles so vor sich hin. Die gleiche Frisur mit etwa der gleichen Länge wie seit Jahren.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Tja. Der Betriebsarzt meinte im Frühjahr ja sinngemäß, ich bräuchte dringend eine Brille. Der Optiker stellte beim Messen dann ganz andere Werte fest und ich habe nicht den Eindruck, dass ich mit Brille tatsächlich deutlich besser sehe als ohne. Ja, kleine Schrift beim Fernsehen ist mit Brille besser erkennbar, aber dafür muss ich dann den Kopf auch immer genau gerade halten bzw. den Kopf drehen, wo ich sonst nur zur Seite geguckt habe, das ist nervig. Mal gucken, ob ich mich irgendwann dran gewöhne.

Mehr Kohle oder weniger?

Mehr. Wir haben relativ sparsam gelebt im vergangenen Jahr und bei konstantem Einkommen bleibt dann einiges auf der hohen Kante.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Weniger, glaub ich. Keine großen, teuren Reisen, keine teuren Anschaffungen.

Die teuerste Anschaffung?

Die größte Anschaffung war, wenn ich mich recht erinnere, ein PC für Saskia.

Mehr bewegt oder weniger?

Ähnlich wenig wie im Vorjahr. Irgendwie kommt die Bewegung im Alltag viel zu kurz. ÖPNV-Baustellen-bedingt brauche ich derzeit täglich mindestens 3 Stunden zur Arbeit und zurück (also 1,5 Stunden pro Richtung, normalerweise ist es ca. 1 Stunde) das geht auf Dauer echt an die Substanz.

Momentan ist auch die Zukunft des Tanzens noch ungewiss. Unser Caller ist weit weggezogen und mit dem Raum hat die Stadt andere Pläne, ich hoffe, wir finden auch dafür eine Lösung.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

  • Unsere erste Corona-Infektion im Mai. Auch wenn keiner ins Krankenhaus musste und zumindest Saskia recht schnell wieder fit war, hat es ganz schön Energie gekostet.
  • Die Ankündigung des Landesamtes für soziale Dienste, Saskias Schwerbehindertenstatus ändern  und ihr dabei sämtliche Merkzeichen (bisher G, B und H) aberkennen zu wollen. Das Thema ist noch offen, wir haben dieser Absicht erstmal widersprochen.
  • Streit mit dem Taxiunternehmen, dem wir zu kompliziert sind, weil sich „ständig“ die Abholzeiten ändern und wir ihnen das dann auch noch per e-Mail (statt per Telefon) mitteilen wollen.

Vorherrschendes Gefühl 2023?

„Ich kann nicht mehr.“

Es ist gerade alles zuviel. Wir brauchen neuen Ärzte, es muss alles Mögliche mit verschiedenen Ämtern geklärt werden, ich ersticke in Papier.

Ich mache mir Sorgen um Saskias Zukunft, um meine Mutti, um die politische Lage in Deutschland und der Welt, den Klimawandel und und und …

2023 zum ersten Mal getan?

  • gesetzliche Betreuung für einen Menschen beantragt

2023 nach langer Zeit wieder getan?

Lieblingsblogs des Jahres?

Außer Karen in Finnland und Frau Brüllen in der Schweiz bloggt ja kaum noch jemand von meinen Lieblingsbloggern regelmäßig. Im letzten halben Jahr habe ich aber auch kaum Blogbeiträge gelesen, was ich sehr schade finde.

Fazit:

Ich habe ein warmes Haus und bin weitgehend gesund – und reichlich gestresst. Das mit Haus und Gesundheit darf gern so bleiben, aber der Stresslevel sollte allmählich mal wieder sinken.

Größter Wunsch fürs kommende Jahr?

Durchatmen können.

Und  ansonsten die Wünsche aus dem vorigen Jahr:

  • Gesundheit,
  • Weltfrieden,
  • Zeit mit Freunden

Ich wünsche uns allen ein gesundes neues Jahr! 🍀

2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022

Achtzehn

Saskia wird 18 und das ist irgendwie surreal. Zuviel ist anders hier als bei anderen Teenagern. Manches hat sich gut entwickelt, anderes … nun ja, es ist definitiv noch Luft nach oben.

Was schenkt man dem erwachsenen Kind, das keine richtigen Wünsche hat? Die Frage kam von Freund*innen, Großeltern und auch wir Eltern haben uns das gefragt.

Geld für den Führerschein oder die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung jedenfalls schon mal nicht. Generell ist Geld eher problematisch – einerseits weil Saskia wenig Bezug dazu hat und nur im äußersten Notfall mit uns einkaufen oder shoppen geht. Andererseits, weil wir so gar nicht wissen, was die Zukunft für sie bringt. Müssen wir irgendwann Bürgergeld für sie beantragen? Da wäre es doof, ein Konto mit nennenswertem eigenem Vermögen zu haben, das erstmal verbraucht werden müsste. Dann kaufen wir ihr lieber, was sie haben möchte. Und sind damit wieder am Anfang.

Was wird das weitere Leben für Saskia bereit halten? Wenn ich mich umsehe, habe ich Angst vor der Zukunft: Klimawandel, Rechtsextremismus … Was kommt da auf sie zu (gerade als behinderter Mensch)?

Als ich 18 wurde, zerbröselte meine Heimat gerade – die DDR lag in den letzten Zügen und ein Jahr später war alles im Umbruch. Auch damals ungewisse Zeiten – letztlich hat es sich für mich ganz persönlich dann positiv entwickelt. Ich wünsche Saskia, dass sie das in meinem Alter auch über ihr Leben sagen kann.

Jetzt wird erstmal gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein liebes erwachsenes, großes Kind!

 Geburtstagstisch

Neues Schuljahr

Für Saskia hat ein neues (vermutlich letztes) Schuljahr begonnen. Wie (leider) üblich herrscht an den ersten Tagen Chaos und nichts Genaues weiß man. Ist es tatsächlich so schwierig, die Stundenpläne in den Ferien fertig zu machen und den Schülern spätestens am ersten Schultag zukommen zu lassen? Selbst wenn sich später noch etwas ändert, es macht mich wahnsinnig, keinerlei Informationen und nur die Aussicht auf einen Elternabend (irgendwann in 3 Wochen oder so) zu haben. Und von dem, was meiner Tochter in der Schule gesagt wird, bekomme ich nur Bruchteile mit (das ist Teil ihrer Behinderung) – da wäre es vielleicht sinnvoll, einmal alle Eltern per Mail (oder von mir aus auch über die Schulwebseite) zu informieren. Ist offenbar zu schwierig.

Immerhin haben wir zwei Tage vor Beginn des neuen Schuljahres erfahren, wer Saskia künftig zur Schule fährt. Es ist ein anderes Unternehmen als im vorigen Schuljahr und natürlich muss sich auch hier erstmal wieder alles zurechtruckeln. Ich hasse es, denn vorher lief es ziemlich gut, aber das zählt halt nicht, wenn ein anderer Anbieter billiger ist. Mal sehen, ob wir es wenigstens wieder schaffen, dass sie täglich vom selben Fahrer gefahren wird, bisher sieht es nicht danach aus.

Erstmals ist Saskia in einer relativ großen Klasse. Das wird eine Umstellung für sie und ich ahne, dass es nicht leicht wird. Nachdem sie in der ersten Klasse zu sechst starteten und im Laufe der 10 Jahre Förderschule dann einige Schüler dazu kamen (und andere die Klasse verließen), waren sie in der 10. Klasse 11 Schülerinnen und Schüler. Im ersten Jahr an der neuen Schule waren sie 13, von denen etwa die Hälfte im Sommer fertig geworden ist und nun sind sie plötzlich 22. Das finde ich ganz schön heftig.

Der größte Teil des Unterrichts findet allerdings in kleineren Gruppen statt, ich hoffe also, das findet sich. Heute habe ich erfahren, dass Saskias bisherige Klassenlehrerin nicht mehr ihre Klassenlehrerin ist, was ich sehr schade finde, denn sie hatten einen ziemlich guten Draht zueinander. (Es ist ein Klassenteam, aber sie war die Bezugslehrerin.) Auch hier bleibt nur die Hoffnung, dass sich alles findet, aber momentan ist es selbst mir ein bisschen zu viel Veränderung.

Erwachsen werden mit Behinderung

Saskia wird demnächst volljährig. Puh. Irgendwie unvorstellbar. Gar nicht unbedingt, weil sie doch „gerade gestern noch ganz klein war“ – dafür gab es zuviele anstrengende Zeiten, die uns sehr bewusst machten, dass die Zeit vergeht. Aber volljährig, für sich selbst verantwortlich? Schwer vorstellbar. Wir haben in 18 Jahren gemeinsam manches erreicht, was unvorstellbar schien. Anderes bleibt schwierig und zumindest derzeit unmöglich. Allein unterwegs sein, Freunde treffen, selbst einkaufen oder auch „nur“ mit jemandem sprechen – geht noch nicht. Ich hoffe, irgendwann platzen da noch einige Knoten. Bis dahin bemühen wir uns, sie auch weiterhin zu unterstützen und auch manche Entscheidungen für unsere Tochter zu treffen.

Wir haben die gesetzliche Betreuung (das, was man früher „Vormundschaft“ nannte) beantragt und diverse Unterlagen eingereicht. Ein Mann vom Betreuungsamt war bei uns und eine ärztliche Gutachterin. Irgendwann meldet sich dann noch das Amtsgericht und dann dürfen wir Saskia hoffentlich auch nach ihrem 18. Geburtstag „bevormunden“ … nein: „betreuen“.

Momentan sind Ferien, Saskia ist mal wieder mit der Lebenshilfe unterwegs und hatte so gar keine Lust dazu. Leider ist diesmal niemand von ihren Freundinnen dabei und sie mag nicht immer wieder in dieselben Unterkünfte fahren. Ich kann das verstehen, aber wir haben keine 6 Wochen Urlaub und sie nur allein in ihrem Zimmer sitzen und aufs Handy starren zu lassen, während einer  von uns Eltern hier Homeoffice macht, ist ja auch keine Lösung. Vielleicht versuchen wir es im nächsten Jahr mal mit einem anderen Verein (und anderen Reisezielen).

Das Zeugnis war mit Noten zwischen „gut“ und „mangelhaft“ sehr durchwachsen. Komischerweise gab es diesmal keine Beurteilung – das ist nach 10 Jahren, in denen es nur Beurteilungen und keine Benotung gab, sehr ungewohnt. (Und gehört das nicht eigentlich dazu?)

Wie es nach der Schule weiter gehen wird, wissen wir nicht. Das Schulsystem an der berufsvorbereitenden Schule wird zu Beginn des neuen Schuljahres umstrukturiert. Darüber hat man uns am zweiten Ferientag per Brief informiert. Das, was geplant ist, klingt gut und sinnvoll, aber ich fürchte, dass es (gerade in der Anfangszeit) zu einigem Chaos kommen wird. Nun, wir werden sehen.

Ansonsten sind wir gerade auf Arztsuche, denn Kinderärztin, Neuropädiater und Co. sind ja demnächst auch nicht mehr für Saskia zuständig. Ich tue mich schwer damit, denn immerhin sind darauf angewiesen, dass die medizinische Versorgung mit Medikamenten, EEGs, regelmäßigen Blutentnahmen usw. weiterhin sichergestellt ist. Mit dem bisherigen Neurologen kamen wir – nach anfänglichen Schwierigkeiten – gut zurecht, bei der Kinderärztin ist es selbstverständlich, dass das Kind von einem Elternteil begleitet wird. Wie wird das beim künftigen Hausarzt werden? Ich wünsche mir für Saskia eigentlich eher eine weibliche Ärztin, daher kann ich sie auch nicht einfach zu meinem Hausarzt mitnehmen, sondern es wird vermutlich eine bisher noch völlig unbekannte Person werden.

Langweilig wird uns also nicht in absehbarer Zeit.

Doch keine Superhelden

Gut 3 Jahre haben wir es geschafft, uns nicht mit Corona zu infizieren – trotz schulpflichtiger Tochter, trotz nahezu täglicher Nutzung von Bus und Bahn und (zumindest bei mir) regelmäßiger Arbeit im Büro (der beste Ehemann von allen war ja zwei Jahre fast ausschließlich im Homeoffice und ist auch jetzt nur ca. einen Tag pro Woche im Büro). Da kann man sich ja schon fast für unbesiegbar halten. Leider nur fast. Am zweiten Mai-Wochenende hatten wir Besuch von den Schwiegereltern und passend dazu erzählte Saskia von allen möglichen Zipperlein: Die Nase liefe ständig, womöglich hätte sie Heuschnupfen, eine Klassenkameradin hätte das auch und ließe sich jetzt testen und vielleicht sollte sie sich auch testen lassen. Außerdem war mal wieder alles anstrengend und die Fußgelenke täten weh – da mein Kind leider ein Stubenhocker ist und gern mal jammert, wenn wir ein bisschen länger draußen unterwegs sind, wurde das erstmal als das übliche Gemecker abgetan … Am frühen Samstag Abend (13.5.), als wir im Garten grillten, wirkte sie dann aber wirklich ziemlich erkältet, gewann damit ein Erkältungsbad und eine dicke Bettdecke, um sich gesund zu schlafen und bis spätestens Mitte der Woche wieder fit zu sein. Denn am Mittwoch Mittag wollte Saskia mit der Lebenshilfe zur jährlichen Himmelfahrts-Freizeit fahren, während ich mit dem besten Ehemann von allen einen Kurzurlaub übers verlängerte Wochenende geplant hatte, um auch mal während Saskias Abwesenheit ein bisschen Zeit für uns ohne Alltag zu haben.

Am Sonntag war Saskia etwas verschnupft, wir frühstückten allerdings noch mit allen Großeltern, bevor die Schwiegereltern sich auf den Heimweg machten. Ansonsten lief alles recht normal, meinen leicht kratzenden Hals am Abend ignorierte ich weitgehend. Hatte ich mich wohl bei Saskia angesteckt. Am Montag Morgen ließ sich dann allerdings nichts mehr ignorieren: Ich hatte Halsschmerzen, war heiser und fühlte mich insgesamt sehr matschig. Ins Büro würde ich so mit Sicherheit nicht fahren. Der erste Corona-Test lieferte ein etwas verwirrendes Bild, der zweite war eindeutig positiv. Mist. Ich meldete mich krank, verkroch mich wieder im Bett und verschlief fast den gesamten Tag. Ich fühlte mich fiebrig, das Thermometer zeigte allerdings nur 36,4 °C, ich war wie erschlagen und sehr müüüüde. Die Nacht zum Dienstag war dann richtig doof – nach fast 24 Stunden rumliegen tat mir alles weh, ich konnte nicht schlafen, obwohl ich noch immer sehr müde war. Am Dienstag war dann auch der Test des besten Ehemanns von allen positiv – brauchten wir wenigstens nicht mehr auf mögliche Ansteckung zu achten. Saskia ging es inzwischen – bis auf hartnäckigen Husten – wieder recht gut, ihre Freizeit hatten wir abgesagt. Da sie Ferien hatte, verbrachte sie die Zeit in ihrem Zimmer an Handy und Tablet, ich hatte mich inzwischen aufs Sofa geschleppt und der beste Ehemann von allen bemühte sich heldenhaft um Krankschreibungen für die Erwachsenen, denn arbeitsfähig war niemand von uns. Da unser Hausarzt wegen Renovierung geschlossen hat, die Vertretung am Montag Nachmittag nicht geöffnet hatte und 116117 nicht wirklich hilfreich war, ging es am Dienstag in die nächste Runde – schließlich durften wir unsere Versichertenkarten in den Briefkasten stecken und am Nachmittag mit der Krankschreibung von jemandem ohne Corona wieder abholen lassen. Das übernahm dankenswerterweise eine Freundin.

Den Rest der Woche dümpelten wir hier so vor uns hin. Saskia einigermaßen fit, wir Eltern deutlich in den Seilen hängend. Rückfragen bei meiner Mutti und den Schwiegereltern ergaben, dass wir zumindest niemanden aus der Ü70-Fraktion angesteckt hatten. Immerhin etwas. Unsere Tests blieben sehr deutlich positiv, ich hustete mir fast die Lunge aus dem Hals, hatte Schmerzen und war weiterhin kaum zu irgendetwas zu gebrauchen. Wir lernten den Rewe-Lieferservice kennen, der uns am Samstag Nachmittag mit den wichtigsten Sachen versorgte. Das klappte sehr gut, ich werde es an meine Mutti weiterempfehlen, da sie zwar ganz gern noch selbst einkaufen geht, es ihr aber sehr schwer fällt, die Sachen in die Wohnung zu schleppen.

Anfang der neuen Woche waren die Tests bei Saskia und mir noch immer deutlich positiv, Saskia würde also nicht in die Schule gehen und ich hustete noch immer so sehr, dass selbst Homeoffice zu anstrengend war und so begann eine neue Runde im Spiel „Ich brauche eine Krankschreibung“. Der Hausarzt hatte noch immer geschlossen, die Vetretung, die uns in der vorigen Woche krank geschrieben hatte, war diese Woche nicht zuständig und die diese Woche zuständige Vertretung brauchte nun auch erstmal wieder meine Karte und ich bekam zu hören, wenn ich keine Symptome hätte, könne ich trotz positivem Test ins Büro. Schon lustig – denn in die Praxis sollte ich mit positivem Test nicht kommen. Da ich allerdings eindeutig Symptome hatte, bekam ich schließlich eine Krankschreibung für diese Woche.

Dienstag Abend war Saskias Test dann endlich negativ, so dass sie ab Mittwoch wieder zur Schule gehen konnte, der beste Ehemann von allen verbrachte die Woche im Homeoffice und ich bin die einzige, die immer noch schlaff auf dem Sofa rumhängt und vor sich hin hustet. Mein Test war dann am gestrigen Donnerstag endlich wieder negativ, aber wirklich fit fühle ich mich nicht. Das Husten schlaucht und bringt mich um den Schlaf, ich bekomme hier kaum etwas auf die Reihe und bin sehr gespannt, wie ich nächste Woche im Büro durchhalten soll. Wird auf jeden Fall spannend.